„Leisten, performen, PS auf die Straße bringen“ – und das auf gleichbleibend hohem Niveau. Kommt dir diese Anforderung bekannt vor und hast du auch schon öfter mal das Gefühl gehabt, dass du so einfach nicht funktionierst? Dass du ein zyklisches Wesen bist wie die Mondin, die zu- und abnimmt? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dein Leben im Einklang mit deinem Menstruationszyklus leben kannst – und dadurch noch mehr mit dir ins Reine kommst.
Weiblichkeit leben: Warum auch mir das lange schwerfiel
Hand aufs Herz (oder auf deine Gebärmutter): wie oft hast du schon Gedanken darüber gemacht, wie dein Menstruationszyklus dein Leben beeinflusst? Zugegebenermaßen: für mich war das bis vor einigen Jahren gar kein Thema. Aufgewachsen in unserer männlich geprägten Schul-, Uni- und Arbeitswelt, in der permanentes, konstantes Leistungsvermögen das Non-plus-Ultra ist, habe ich genau danach gestrebt.
Und ich hatte Erfolg – in Schule, Uni, Job – immer so lange, bis mein Körper radikal „Stopp“ schrie. Und zugegebenermaßen: das musste er oft tun. Virusinfekte nach Prüfungsphasen oder stressigen Projekten, Treppenstürze und andere Unfälle, Burnouts: ich ließ nichts aus. Und oft genug machte ich nach einer kurzen Besinnungsphase ähnlich weiter wie vorher.
Bis ich mich im Januar 2016 auf einer wunderschönen thailändischen Insel wiederfand. In einer großen Halle, gelegen zwischen weißem Strand und grünem Dschungel. Umringt von 50 anderen Frauen. Der Grund unseres Zusammenkommens: wir wollten erforschen, was „Weiblichkeit“ für uns heißt – und was unsere ganz individuelle Ausdrucksform von Weiblichkeit ist. Eine Woche lang widmeten wir uns dieser Frage, unterstützten uns gegenseitig, tauschten uns aus, gingen durch Trauer, Schmerzen, Wut, Angst, Freude und Ekstase und luden uns nach und nach mit immer mehr „weiblicher Energie“ auf.
Zurück in Deutschland schien zunächst alles beim Alten zu bleiben – Job, Wohnung, Partner blieben gleich. Doch ich merkte, wie ich immer mehr meine weibliche Seite zeigte. Statt Hosenanzügen kaufte ich sexy Kostüme, statt der „bessere Mann“ sein zu wollen, nutzte ich gezielt meine Weiblichkeit. Nach Feierabend legte ich den Rest des „Businessmanns“ in mir bewusst ab und ging noch mehr in meine weibliche Energie – was auch meinem Liebesleben zu ungeahnten Höhen verhalf. Und ich erlaubte mir mehr und mehr, mich zurück zu ziehen und weniger zu tun, wenn ich meine Menstruation bekam. Und zu powern, wenn es sich für mich gut anfühlte. Ich veränderte vieles in meinem Leben – und auch wenn ein Jahr nach der Zeit in Thailand kein Stein in meinem Leben mehr auf dem anderen stand, merkte ich, wie ich nach und nach erblühte.
Dein Menstruationszyklus: Ständig präsent, und doch kaum beachtet
Von der Pubertät bis zu den Wechseljahren leben wir Frauen mit unserem weiblichen Zyklus – sofern wir ihn nicht durch Hormone unterdrücken. Bei manchen dauert er 3 Wochen, bei anderen 3 Monate, bei den meisten 4 Wochen. Doch außer um zu verhüten, schwanger zu werden oder unsere Regelschmerzen in den Griff zu bekommen machen wir uns selten Gedanken darüber.
Hinzu kommt noch, dass unser Zyklus und unsere Menstruation über Jahrtausende stigmatisiert wurden. Wir galten als „unrein“, wenn wir bluten und bis heute sieht man in Bindenwerbungen kein Blut, sondern blaue Flüssigkeit. Frauen vor oder während ihrer Periode gelten als zickig und anstrengend. Offen über die Regel sprechen? In den meisten Situationen undenkbar!
Doch glücklicherweise fällt auch dieses Tabu nach und nach und wir beginnen zu verstehen, welche Magie in unserem Menstruationszyklus – in diesem ständigen Wandel, im Entstehen und Vergehen – liegt.
Es ist, als würden wir jeden Monat die 4 Jahreszeiten durchlaufen. Jede Zeit bringt ihre eigene Energie, Bedürfnisse und Fähigkeiten mit sich. Wenn wir lernen, im Einklang mit ihnen zu leben, hilft das nicht nur uns, sondern auch unseren Familien und privaten und beruflichen Vorhaben.
Wenn auch du das ausprobieren willst, musst du übrigens nicht gleich dein ganzes Leben umkrempeln: suche dir ein oder zwei Anregungen, die dich ansprechen und setze diese um. Schau, was es an deinem Wohlbefinden und in deinem Leben bewirkt und entscheide dann, ob du noch mehr verändern willst.
Der Frühling: Von der Menstruation bis zum Eisprung
Die Zeit zwischen Periode und Eisprung ist der Frühling: wir haben Lust, wieder mehr nach draußen zu gehen und zu säen: wir überlegen uns, was wir in diesem Zyklus kreieren, erschaffen wollen. Unsere Lust auf Sex steigt an oder ist bei vielen sogar auf ihrem Höhepunkt.
Wir sind optimistischer, selbstsicherer, extrovertierter- Aufgaben, die geistige und körperliche Ausdauer erfordern, fallen uns relativ leicht.
Der Sommer: Dein Eisprung
Die nächste Phase unseres Menstruationszyklus entspricht dem Sommer – es ist die Zeit rund um den Eisprung: diese Zeit ist optimal, um Neues zu kreieren – sei es ein Kind oder ein Herzensprojekt. Oft erledigen wir Arbeit, die uns sonst viele angestrengte Stunden gekostet hätte, mühelos in einem Bruchteil der Zeit.
Es ist auch die beste Zeit, um neue und alte Bekannte zu treffen, Verbindungen zu knüpfen und Andere zu unterstützen. Falls du auf Partnersuche bist, ist es eine optimale Zeit zum Daten: neben deiner inneren Freude an neuen Bekanntschaften wirkst du auch äußerlich in dieser Zeit am attraktivsten.
Auch körperlich sind wir höchst leistungsfähig und schaffen Kraft- und Ausdauertrainings fast mühelos. In unserer Meditationspraxis fällt uns das Stillsitzen oft schwerer. Probier doch mal Tanzmeditationen oder bewusstes Yoga – für mich ist das in dieser Phase die optimale Form der Praxis.
Der Herbst: Zwischen Eisprung und Menstruation
Und dann kommt einige Tage nach dem Eisprung der Herbst, in dem wir uns auf den Winter vorbereiten und wieder mehr nach innen gehen. Sofern wir nicht schwanger geworden sind, merkt der Körper, dass wir wieder für uns da sein und uns reinigen können.
Viele von uns sind weniger tolerant für die Missstände um uns, oder besonders emotional. Wenn du möchtest, kannst du deine Gefühle in dieser Phase als Ausdruck deiner Seele verstehen:
- Bist Du traurig, weint deine Seele, weil in diesem Zyklus kein neues Leben geschaffen wurde. Mir hilft es, in jedem Zyklus etwas Neues zu erschaffen, um in dieser Zeit weniger traurig zu sein.
- Bist du wütend, vertreibt sie die Menschen um dich herum, damit du deine Ruhe hast und dir etwas Gutes tun kannst.
Auch der Körper richtet sich langsam wieder auf Ruhe und Rückzug ein – Kraftübungen fallen uns schwerer, doch Ausdauersport fällt uns noch immer leicht.
Der Winter: Die Menstruation
Die Menstruation entspricht dem Winter. Wir ziehen uns nach innen zurück, brauchen Zeit und Raum für uns, ruhen uns aus, füllen uns auf wie einen Krug, damit wir im Frühjahr wieder säen können. Ich versuche, in dieser Zeit Termine mit Freunden und Kunden so gut es geht zu minimieren und mir diese Zeit der inneren Einkehr bewusst zu gönnen.
Vielen gilt diese Zeit als besonders magisch, denn wir verfügen über große geistige Klarheit und plötzliche Einsichten. Es ist die optimale Zeit für stille Meditationen. Nicht selten lassen wir mit der Blutung auch anderes los, was nicht mehr zu uns passt.
Körperlich haben wir weniger Kraft und Ausdauer, aber sanftes Yoga oder längere Spaziergänge tun unserem Körper auch in dieser Phase gut.
Alle, die keinen Menstruationszyklus haben, sich aber dennoch als zyklische Wesen fühlen, können sich übrigens nach den Mondphasen richten
Denn schließlich hat jeder – egal welchen Geschlechts – weibliche Energie in sich und genau wie die großen Ozeane werden auch wir vom Mond beeinflusst. Der Neumond entspricht der Menstruation (Winter) und der Vollmond der Zeit des Eisprungs (Sommer). Bevor es elektrisches Licht gab, waren übrigens auch die meisten weiblichen Zyklen nach diesem Rhythmus ausgerichtet.
Wie geht es dir im Laufe deines Menstruationszyklus?
Welche Tipps hast du schon umgesetzt oder möchtest du umsetzen? Schick mir gern eine Mail an susann@susannsurber.de/.