Seit einiger Zeit trägt mich eine entscheidende Frage durchs Leben: Angst oder Liebe?

Das ist eine Wahl, die wir alle von Moment zu Moment zu Moment, immer und immer wieder treffen. Doch das machen wir uns selten bewusst.

Entscheidungen, Entscheidungen…

Unser Leben besteht aus einer unendlichen Abfolge größerer und kleinerer Entscheidungen: Von welcher Arbeit möchte ich leben? Bleibe ich in meinem Job? Mit wem möchte ich mein Leben verbringen? Möchte ich den heutigen Abend mit einem*r Freund*in verbringen, oder lieber allein? Wage ich mich an dieses neue Projekt heran? Zeige ich mich jetzt meinem Gegenüber mit all meinen Gefühlen? Gehe ich heute Abend zum Sport? Gönne ich mir jetzt eine Pause? Wie reagiere ich auf die vor Wut strotzende Mail in meinem Posteingang?

Du ahnst: die Liste ließe sich endlos fortsetzen – und vielleicht möchtest du dir ja ein paar deiner typischen Entscheidungen aufschreiben. Jede dieser Situationen macht uns (mal mehr, mal weniger, mal bewusster, mal unbewusster) Angst. Und in jeder dieser Situationen können wir uns entscheiden, der Angst zu folgen oder uns für eine liebevolle Handlung entscheiden.

Angst oder Liebe? Beides sind valide Optionen

Beides sind aus meiner Sicht valide Optionen. Manchmal ist die Angst so groß oder berechtigt, dass wir uns noch nicht für die Liebe entscheiden können. Doch dann haben wir zumindest wieder einen Anhaltspunkt, in welche Richtung wir uns weiterentwickeln können.

Denn: das Verdrängen oder Unterdrücken der Angst lässt sie im Unterbewusstsein wachsen. Sie sitzt dort wie in einem verschlossenen Fass und klopft immer lauter und heftiger gegen den Deckel. Das raubt uns wertvolle Energie und führt auch oft dazu, dass wir immer mehr Entscheidungen aus Angst treffen. Wenn wir dagegen die Angst annehmen und ihr erlauben, da zu sein, können wir oft erkennen, dass auch sie nur ein Gefühl ist – und nicht unser Selbst. Und dieser Prozess dauert oft eine Weile. Erst danach können wir in einer ähnlichen Situation aus Liebe und Freiheit heraus handeln.

In vielen Situationen erweitert jedoch diese kurze Überlegung unsere Handlungsoptionen und wir können uns für die Liebe entscheiden, wo wir früher vielleicht instinktiv aus Angst gehandelt hätten.

Wie ich mit kleinen Schritten meiner Angst begegnete

Lass mich dir ein Beispiel aus meinem Leben erzählen: als Kind wurde ich oft herabgesetzt oder bestraft, wenn ich Gefühle gezeigt habe. Also lernte ich, mir Masken aufzusetzen und das, was wirklich in mir vorging, für mich zu behalten. Ich funktionierte in Schule, Studium, Job. Doch in meinen Liebesbeziehungen stieß ich mit meiner Unnahbarkeit immer wieder an Schwierigkeiten bis hin zu scheinbar ausweglosen Situationen. Und doch hatte ich Angst, dass, wenn ich mich jemandem wirklich zeigen würde, mit all meinen „Abgründen“ (Schmerz, Traurigkeit, Wut), dass ich dann garantiert nicht liebenswert wäre. Also verfiel ich in Schweigen und Rückzug oder Drama und wilde Anschuldigungen.

Sicher kannst du dir vorstellen, dass nichts von alldem meinen Beziehungen guttat. Und das merkte ich irgendwann auch selbst. Also begann ich, in kleinen, überschaubaren Schritten, vor Personen, denen ich vertraute, meine Gefühle auszusprechen. Jedes einzelne Mal musste ich mich dazu überwinden. Allerdings: statt der befürchteten Ablehnung bekam ich meist Verständnis und eine stärkere Verbundenheit. Also wagte ich mich nach einiger Zeit noch etwas weiter vor – sprach z.B. nicht nur Traurigkeit, sondern auch Schmerz, Ängste und Wut aus. Und auch wenn uns das in so manchen längeren Gesprächsprozess brachte: letztlich führte es mich zu mehr Liebe für mich selbst und mehr Liebe zwischen mir und meinem Partner.

Eine Entscheidung für die (Selbst)Liebe

Manchmal kann eine Entscheidung für die Liebe auch die Entscheidung für deine Selbstliebe sein. Einem anderen Menschen eine Grenze zu setzen, der dich (vielleicht schon mehrfach) verletzt hat, mag aussehen wie eine Entscheidung gegen die Liebe zwischen Euch. Doch sie ist auch eine Entscheidung für dich und deine Würde als Mensch, für deine Liebe zu dir selbst.

Und keine Frage: oft trennt nur ein schmaler Grat die Entscheidung aus Angst von der Entscheidung aus Liebe. Daher fände ich es für uns (noch nicht erleuchtete) Menschen vermessen zu sagen, wir würden in jedem einzelnen Moment aus Liebe handeln. Doch wenn du möchtest, kannst du in diese Richtung gehen.

Bei künftigen Entscheidungen kannst du dich also fragen

  • Würde ich mich aus Angst oder Liebe für Option A/B entscheiden?
  • Wovor habe ich Angst? Wie möchte ich mit der Angst umgehen?
  • Wie kann meine Entscheidung der Liebe dienen?
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